Amtsleiterwechsel im ALE Oberbayern
5 Fragen an den neuen Amtsinhaber

Staatsministerin bei symbolischer Schlüsselübergabe an den neue Amtsleiter. Rechts im Bild ein Ministerialdirigent.Zoombild vorhanden

Foto: Stefanie Büchl

(12. Januar 2024) München – Am 11. Januar 2024 wurde der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern Josef Holzmann in den Ruhestand verabschiedet und der leitende Baudirektor Rolf Meindl von Staatsministerin Michaela Kaniber als neuer Leiter ins Amt eingeführt. Nach dem Studium des Vermessungswesens an der Universität Bonn kam er nach dem Referendariat beim Bayerischen Landesvermessungsamt als Referent an die damalige Direktion für Ländliche Entwicklung. Nach einer längeren Zwischenstation als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung an der Technischen Universität München wurde Rolf Meindl nach kurzer Zeit Sachgebietsleiter am Amt für Ländliche Entwicklung, dann Abteilungsleiter Fachliche Dienste und 2017 Abteilungsleiter einer Abteilung Land- und Dorfentwicklung. In dieser Funktion trat er 2020 die Vertretung des Amtsleiters an. Wir stellten Rolf Meindl 5 Fragen zu seinen neuen Aufgaben:

Herr Meindl, als Stellvertreter und langjähriger Mitarbeiter sind Sie mit dem Amt bestens vertraut. Welche Themen möchten Sie als neuer Amtsleiter anpacken?

Im Grunde sind das Ziele und Prioritäten, die wir bisher schon verfolgt haben. Diese Themen gilt es weiterzuführen bzw. abzuschließen. Ein überaus wichtiger Punkt ist die Aus- und Weiterbildung unserer jungen Kolleginnen und Kollegen. Denn unsere Arbeit können wir nur mit gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem jungen, dynamischen Team erfolgreich erledigen. Das erfordert eine gute Betreuung der Auszubildenden, aber auch eine weiterführende fachliche Begleitung der jungen, unerfahrenen Kolleginnen und Kollegen in den Sachgebieten.

Eine weitere Herausforderung ist der anstehende altersbedingte Personalwechsel im Haus. Wichtig ist deshalb, dass die jüngeren Kolleginnen und Kollegen entsprechend eingearbeitet werden. Denn die Komplexität unserer Tätigkeit in der Ländlichen Entwicklung erfordert auch nach der Ausbildung neben einem reichen Erfahrungsschatz weitere fachliche Unterstützung. Nur so können die Absolventen eigenständig ein Verfahren betreuen. Ausbildung und Qualifikation wird deshalb ein Dauerthema bleiben.

Weiter wollen wir daran arbeiten, dass ältere laufende Verfahren zügig beendet werden. Das schafft neue Spielräume. Gleichzeitig müssen wir an kleinere Maßnahmen rangehen, damit die neuen Kolleginnen und Kollegen sämtliche Verfahrensschritte kennenlernen.

Wie muss sich das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern für die Zukunft aufstellen?

Die Zukunft des Amtes und unserer Arbeit hängt auch stark von der nachrückenden Generation ab. Wir müssen junge Menschen für den interessanten und vielseitigen Beruf in der Ländlichen Entwicklung und das Duale Studium begeistern und dafür werben. Das haben wir in den letzten Jahren bereits intensiv gemacht. Ich denke, mit unserer bisherigen Strategie sind wir auf dem richtigen Weg. So besuchen wir z.B. an Berufsinformationstagen Schulen und Veranstaltungen, und stellen unser Ausbildungsangebot vor. Bewährt hat sich das auch im Raum Mühldorf, wo unser Amt in einigen Jahren seinen Standort haben wird, und unsere künftigen Kolleginnen und Kollegen arbeiten werden.

Aber auch Multiplikatoren wie Informationen zu den Ausbildungen und Tätigkeiten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihre persönlichen Social-Media-Kanäle tragen zur Bekanntheit des Amtes und der Ausbildungsmöglichkeiten bei.

In einem weiteren Punkt müssen wir unsere Sachgebiete, die für bestimmte Aufgaben im ländlichen Raum zuständig sind, weiterhin in gleicher Stärke halten. In der Praxis bedeutet das in den nächsten Jahren einen gewissen Austausch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen den Sachgebieten. Bisher war man in der Regel in dem Sachgebiet tätig, wo man seine Ausbildung absolviert hat. Da gab es kaum Verschiebungen. Das wird sich ändern müssen, um leistungsfähig zu bleiben.

Worin sehen Sie aus heutiger Sicht die größten Herausforderungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Verfahren im ländlichen Raum?

Die Herausforderungen sind in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Rahmenbedingungen verändern sich ständig. Es kommen neue Anforderungen auf unsere Kolleginnen und Kollegen zu, wie etwa Windkraftanlagen. Sie spielten in den Verfahren lange Zeit keine Rolle. Aber auch der Umgang mit Uferrandstreifen oder der Umbruch von Dauergrünland sind Themen, die man berücksichtigen muss, um nur einige Stichpunkte zu nennen. Auch neue Bauvorschriften, besondere Auflagen zum Umgang mit belastetem Material sind Umstände, die zu beachten sind.

Zum anderen beobachten wir aber auch Veränderungen in unserer Gesellschaft. Auch wenn das bürgerschaftliche Engagement teilweise noch sehr vorbildlich ist, nimmt die Bereitschaft für die Gesellschaft etwas zu tun, stark ab. Die Widerstände werden größer und Individualinteressen stehen immer häufiger im Vordergrund. Dieser Entwicklung müssen wir bei unseren Instrumenten der Ländlichen Entwicklung ebenfalls Rechnung tragen. Wir müssen uns stärker darauf einstellen, um entsprechend reagieren zu können.

Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Mittelkürzungen des Bundes für die Arbeit des ALE ein?

Die Kürzungen bedeuten einen „Kahlschlag“ für den ländlichen Raum. Vieles lässt sich noch nicht abschätzen, aber feststeht, dass wir einige Maßnahmen für die Kommunen bzw. die Landwirtinnen und Landwirte finanziell nicht mehr in dem notwendigen Maße unterstützen können. Einige Maßnahmen müssen wir sicher auch zeitlich verschieben. Das hat Auswirkungen auf das Amt, die Verfahren an sich und auf die Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort tätig sind. Sie werden einiges aushalten müssen, denn die Erwartungshaltung der Kundschaft an uns ist hoch. Jetzt müssen wir den Kommunen, Landwirtinnen und Landwirten erklären, dass es uns leidtut, weil wir durch die Mittelkürzung unsere Dienstleistung nicht mehr in dem Masse anbieten können, wie wir es uns vorgestellt haben bzw. es eigentlich unsere Aufgabe wäre.

Welche persönlichen Veränderungen verbinden Sie mit dem künftigen Amt?

Natürlich wird die Verantwortung noch stärker bei mir verankert sein. In meiner Funktion als Stellvertreter war ich bereits bei vielen Prozessen und Entscheidungen der Amtsleitung involviert. Es gibt aber auch einige neue Aufgaben, die ich bis jetzt nicht wahrnehmen musste. So übernehme ich z.B. den Vorsitz des Prüfungsausschusses der Dienstanfänger und Dienstanfängerinnen; darüber hinaus werde ich Vorsitzender des Spruchausschusses.

Ich freue mich jedenfalls auf die Herausforderungen und die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Ämter für Ländliche Entwicklung und dem Ministerium. Die Übernahme der Amtsleitung bedeutet einen Schritt weiter in meiner beruflichen Entwicklung. Ebenso freue ich mich darauf, dass ich noch in dieser Verantwortung tätig werden kann.